20. KW 2019
Ich las, ein vermutlich nicht gerade auf der untersten Stufe der Hierarchie stehender katholischer Kirchenmann habe herausgefunden, schwul werde man durch falsche Erziehung. Das ist ja mal eine Erkenntnis, dachte ich, die mich glatt vom Hocker haut. Nicht nur, weil ich den Kirchen ...
... bislang eine solch akribische und fundierte wissenschaftliche Betrachtungsweise gar nicht zugetraut hätte. Nein, auch hätte ich nicht gedacht, dass ein Großteil der Priester schlecht erzogen wurde. Ebenso wenig hätte ich es für möglich gehalten, dass die Wartezimmer der Psychiater voller Kirchenfürsten sind. Wahnsinn. Jetzt verstehe ich auch den kürzlich geäußerten Rat des aktuellen Papstes, der Schwulen den Gang zum Psychiater empfiehlt. Horrido, was wäre die Welt ohne Religionen und Kirchen? Vielleicht gewaltfreier und gerechter?
Ihr – unterstellt vorhandenes - Gehirn ausgeschaltet hatte 2018 wohl auch eine Rechtsanwältin aus der Schweiz. Sie vertrat einen ehemaligen Fußballjugendtrainer. Der hatte gestanden, einen 13-jährigen Jungen vergewaltigt, die Tat gefilmt und anschließend umgebracht zu haben. Nebenbei tötete er auch noch den Bruder des Jungen, dessen Freundin und die Mutter der beiden, indem er allen vieren die Kehle aufschnitt.
Die Anwältin hielt eine lebenslange Freiheitsstrafe für unangemessen und plädierte auf 18 Jahre Freiheitsentzug. Sie meinte, ihr Mandant habe den Opfern durch das Aufschlitzen der Kehlen nur so viel Schmerzen zugefügt, wie es nötig gewesen sei. Offenbar hielt sie das für strafmildernd. Ob sie mit dieser Argumentation zum Ausdruck bringen wollte, die Opfer oder gar die Angehörigen hätten dem Täter sogar noch dankbar sein müssen, ist nicht überliefert. Wohl aber die Reaktion des Richters darauf: „Grotesk“, soll er gesagt haben, offenbar mit der gebotenen richterlichen Zurückhaltung. Ich könnte mir vorstellen, diese Argumentation auch als unvorstellbar idiotisch zu bezeichnen. Nur mich fragt ja keiner.
Für Interessierte:
Redaktion beck-aktuell, Verlag C.H.BECK, 19. März 2018, becklink 2009368
Für Foto und Tipp steht mir nicht der Sinn. Ich bitte um Verständnis.
© am Text: Detlef Wendt